21:06Uhr: Gestern hechtend Ludwigshaben/Hbf erreicht. Freundin an der linken Hand, schwer beladene Reisetasche auf der rechten Schulter. Zugabfahrt laut Plan: 21:09Uhr. Am Gleis den (noch) stehenden Zug sehend, letzte, liebkosende Worte gewechselt mit einem leidenschafltichen Kuss verabschiedet und in die Bahn gesprungen.

Die Tür schließt sich und der Zug fährt ab, Richtung Mannheim: 21:09Uhr. Zwei Kilometer weiter, der Zug hält. Ich entnehme den Lautsprechern: „Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund einer Betriebstörung im Ablauf, müssen Rangierarbeiten vorgenommen werden. Der Zug wird auf der Strecke halten. Bitte steigen Sie nicht aus dem Zug aus“. Ich weiß nicht mehr, welcher Gedanke zuerst auf kam, der Wunsch die Bahn zu verfluchen, oder meinem dringenden Bedürfniss zu folgen und aus dem Zug zu steigen. Letzterer Gedanke musste erhört worden sein, denn es folgte eine Wiederholung, nicht dem Zug zu entfliehen.

Zwanzig Minuten später setzte sich der Tross wieder in Bewegung. Zurück zum Ludwigshafen Hauptbahnhof. Angelangt, konnten viele nicht wiederstehen und stiegen aus. Mit hilflosem Blick auf meinen Fahrplan, um meine Gewissheit bestätigt zu sehen: Der Anschlusszug ist weg. Abwechselnd fluchend und fluchend gen sämtliche DB Zeichen, begab ich mich in einen Zustand des „Hinnehmens“ und zog es vor, ein wenig zu lesen oder mich mit den Mitreisenden über nächstgelegene Geschäfte, mit afrikanischen Accessoires für angehende Voodoo Praktikanten zu unterhalten.

Fünfzehn Minuten später fuhr er wieder an: Aber in die falsche Richtung. Im nachhinhein glaube ich, einen verwirrten Ausdruck in einem meiner Mitreisenden entdeckt zu haben, als ich dies erwähnte. Ich hätte an diesem Punkt schon stutzig werden müssen.

Wieder in Gedanken und Buch versunken, ließ mich nur noch ein traumhaft schöner Sonnenuntergang aufblicken. Nächstes Reiseziel war Schifferstadt, was mich nun doch langsam verunsicherte, da dieses Halteziel bisher noch nie auf meinen Reisen in Erscheinung trat.

Angekommen wagte ich doch nochmal meine Stimme zu erheben und tat meiner Besorgniss den umsitzenden Passagieren kund, dass die Wahrschleinlichkeit bestand, ich könnte im falschen Zug sitzen. Auf meine direkte Frage hin wurde dies Augenblicklich bestätigt. Einzige Möglichkeit diesem Problem noch schnell Herr zu werden, ohne ??bernachten zu müssen, bestand darin, in den Zug gegenüber springen. Keine Sekunde zu früh.

In Mannheim angekommen, drangen nur noch mehr Verspätungen an mein Ohr, seitens sämtlicher ICE Züge. Meine Fahrt würde ich in einem Eurocity forsetzen, welcher, laut Plan, um 22:21 hätte eintreffen sollen, aber – wie gewöhnlich – fünf Minuten später eintraf.

Eine neue Sorge tat sich auf. Würde der Schaffner meinen bereits bezahlten Fahrschein akzeptieren, welcher eigentlich auf eine Regionalbahn lief?

Doch die Gedanken waren zu lose und es genügte bereits eine laue, nächtliche Brise, ein Blick auf zu den Sternen, um mich vorerst davon zu lösen. Mein Charme hat mich schon aus so manch brikärer Lage gerettet.

Ein sehr netter Mitfahrer, der der Wehrpflicht nicht entkommen war, erwies sich als ein ausgesprochener angenehmer Gast auf dieser Fahrt. Wir konnten uns gut unterhalten und konnten innerhalb von etwa 30 Minuten viele Themen abhacken, die die Welt sich drehen lässt. Inklusive dem Bedauern, dass er sich für die Wehrplicht entschieden und nicht für den Zivildienst.

Der Schaffner trat ein und ich wartete mit meiner ganzen Freundlichkeit auf, welche zwar nicht wirklich reflektiert, aber letzten Endes dann doch honoriert wurde. Ich musste nicht nocheinmal bezahlen und ließ uns beide im Abteil zurück.

Beide zusammen in Darmstadt angekommen, trennten sich unsere Wege.

Mittlerweile dürfte es 23:xUhr gewesen sein. In Darmstadt findet noch immer das Heinerfest statt, was für Einwohner, Studierende und Touristen ein muss, für mich nur ein Hindernis ist. Denn dies sind die Tage, an denen sämtliche Bus- und Straßenbahn Linien umgeleitet werden. So dauerte meine Rückfahrt noch länger, als zu erwarten war.

Gegen Zwölf Uhr fand ich mich endlich in meinen Gemächern ein, spielte Unser Lied, nahm eine letzte Mahlzeit ein und begab endlich zu Bett. Hielt das Wochendende doch viel Neues bereit. Doch darüber werde ich mich ausschweigen 😉