Es wird mal an der Zeit ein Fazit zu ziehen, da ich die Aufnahmen nun endlich mal prüfen konnte.

Zu dem Stift selbst: Nach dem obligatorischem Auspacken und in die Hand nehmen, war ich auf das Haltegefühl gespannt: Der Stift ist dick! Er ist etwas dicker als eine AA Batterie und nicht sonderlich griffig. Man benötigt einige Sekunden, bis er so in der Hand liegt, dass man ihn auch länger halten kann, nichtsdestotrotz schmerzt die Hand dennoch nach rund 30min schreiben. Das Nächste – sehr störende – ist die Miene, denn sie hat meines Erachtens nach zu viel Spiel in der Halterung. Das Bedeutet: Es irritiert mich, wenn die Miene sich bewegt beim flüssigen Schreiben, insb. bei der Blockschrift. Dem kann man allerdings vorbeugen, indem man um die Miene selbst (welche gerade mal knapp 4cm lang ist) eine Schicht Tesafilm legt. Fügt man dann die Miene wieder in den Stift ein, sitzt sie erwartungsgemäß fest. Es darf aber nur eine Schicht sein, da die Miene sonst zu weit heraussticht (da sich die Miene dann nicht mehr komplett im Schaft versenken lässt) und der Infrarotsensor seine Punkte nicht mehr erkennt.

Hat man dieses Problem beseitigt, kann man relativ zügig seine ersten Aufnahmen tätigen und die Software austesten. Ich habe im Prinzip fast alles ohne Anleitung hinbekommen, lediglich Dinge wie das Passwort für das Abspielen der Aufnahmen und auch die Umstellung der Sprache bedurfte ein wenig der Orientierung, doch das Handbuch (PDF) ist sehr ausführlich. Danach war das Prinzip recht schnell klar.

Auf jedem Livescribe Block findet sich eine Navigationsleiste, mit den wichtigsten Funktionen, wie Aufnahme, Position, Vorspulen etc. Durch das Menü kann man sich entweder durch das aufgedruckte Steuerkreuz bewegen, od. – sofern man keines zur Verfügung hat – kann man sich auch eines „malen“. Das sind allerdings nur Spielereien. Wichtiger ist es, wie er sich in der Vorlesung verhält. Um kein Risiko einzugehen, habe ich die beigelegten Kopfhörer angeschlossen, die nicht nur als Hörer funktionieren, sondern es sind auf der Rückseite auch Mikrophone eingebaut. Auf diese Weise war sichergestellt, dass ich den Dozenten möglichst gut auf Band bekomme. Damit das auch gut funktioniert, legt man sich die Kopfhörer um den Nacken und mit der Rückseite zur Tafel gerichtet.

Hört man sich die Aufnahmen später wieder an, so war der Dozent klar und deutlich (über die Kopfhörer) zu verstehen – dank zweier Kopfhörer in Stereo (Livescribe nennt das aber 3D, da die das Signal so aufnehmen, wie die Ohren es wahrnehmen). Ich sollte aber noch anmerken, dass wir nur zu sechst im Raum waren und der Raum die Größe eines normalen Klassensaals besaß.

Bei der Bestellung des Stiftes habe ich noch einen Satz von 4 DinA4 Blöcken mitbestellt, leider liniert, was sich in der Mathematik als nicht wirklich praktisch erweist. Kariertes Papier zu erhalten ist weitaus komplizierter als gedacht. Wie gut, dass ich auf Arbeit eine Projektgruppe kenne, die den ganzen Tag nichts anderes macht, als sich mit dem Thema Anoto auseinander zu setzen. Darüber bekomme ich dann mein Papier.

Eine weitere Sache, die mir erst später klar wurde: Jeder DinA4 Block in diesem Satz ist einzigartig. Bevor man in so einem Block schreiben kann, muss ich dem Stift erst mitteilen, was dies für ein Papier ist. Dazu findet sich ein Siegel auf der rechten Seite, welches mit dem Stift angetippt werden muss. Dann heißt es konsequent sein. Hat man unterschiedliche Fächer, sollte für jedes Fach nur ein Block verwendet werden, da sonst das spätere auffinden der Notizen schwieriger wird. Auch besitzt jeder Block eine Nummer z.B. die „1“. Man darf deshalb auch keinen weiteren Block der selben Art mit der „1“ verwenden. Daher sind die Blöcke durchnummeriert. Zu kaufen gibt es z.B. 1-4 und 5-8. Hat man den ersten Block durch, kann dieser per Livescribe Desktop Software (Mac/Windows) archiviert werden. Erst dann darf man erneut einen Block, mit der Nummer 1 beginnen.

Apropos: Das Papier ist nicht wirklich billig. Amazon 21€ für 4x 80 Blatt DinA4. Wer das Muster selber drucken will, benötigt einen Farblaser/Tintendrucker, bei dem der Stift in der Lage sein muss, das Raster zu erkennen. Ich glaube, der Aufwand dürfte für die meisten zu hoch sein.

Die Windowssoftware besteht wohl im Kern aus Java und ist halbwegs einfach zu bedienen. Was allerdings kräftig nerven kann, ist die Übertragungszeit vom Stift in die Software. Für rund 2-3 Stunden Aufnahmen, benötigt er mal locker über 5 Minuten.

Sind die Daten eingelesen worden, findet man sein geschriebenes 1:1 wieder. Des weiteren kann ich an jedem beliebigen Punkt meiner Schrift ansetzen und sofort beginnt das Abspielen der Aufnahme. Ah! Das hatte ich ja noch nicht erwähnt: Der Stift besitzt einen Lautsprecher, sodass ich die Aufnahme auch ohne Kopfhörer hören kann, allerdings nicht so klar. Setze ich den Stift irgendwo auf mein geschriebenes, wird auch hier sofort die Wiedergabe gestartet.

Alles in allem hat sich der Stift gelohnt, da ich daheim meine Notizen noch einmal mit dem gesprochenem Wort des Dozenten durchgehen kann und zwar sooft, wie ich es für nötig halte.

Sofern der Bedarf besteht, kann man diese Aufnahmen mit einem 500Mb kostenlosen Online Account mit anderen teilen. Auch Evernote ist mit dabei. Allerdings sollte man damit vorsichtig umgehen, da schnell das Persönlichkeitsrecht verletzt werden kann. Man sollte den Dozenten Fragen, ob er dies gestattet. Das gilt im übrigen schon für die Aufnahme selbst (!).

ps.

Für die Programmierer gibt es ein SDK um seine eigenen Applikationen zu schreiben. Also ein gedrucktes Album bei dem ein antippen genügt, um eine Aktion zu veranlassen.